Projekte

CoFaR konzentriert sich zunächst auf die Untersuchung der folgenden Problembereiche:
Absicherungsstrategien in unvollständigen Finanzmärkten: Die Eleganz der modernen Bewertungstheorie für Finanzderivate beruht auf der angenommenen Duplikationsfähigkeit von Zahlungsansprüchen. So impliziert z.B. die Nobelpreis-gekrönte Optionsbewertungsformel von Fischer Black und Myron Scholes, dass der zufällige Marktwert einer Aktien-Kaufoption mittels einer kreditfinanzierten Aktienanlage nachgebildet werden kann. Auf realen Finanzmärkten ist diese perfekte Duplikation bereits aus Transaktionskostengründen nicht möglich. Aber auch bei Vernachlässigung von Transaktionskosten können Kurssprünge und/oder der zufällige Verlauf der Aktienvolatilität dazu führen, dass das Finanzmarktmodell unvollständig wird. Eine Short-Position in dieser Aktien-Kaufoption kann dann nicht - wie im Fall eines vollständigen Finanzmarktes über eine Long-Position im duplizierenden Portefeuille - vollständig abgesichert werden. Dieses Teilprojekt soll nun verschiedene Methoden zur Berechnung von Preisen und Absicherungsstrategien miteinander vergleichen.

Alternative Messung und Steuerung von Kreditrisiken: Die Bankindustrie hat bereits erste Modelle zur Messung und Steuerung des Bonitätsrisikos von Portefeuilles entwickelt. Hier sind insbesondere die Produkte CreditMetrics von JP Morgan und Credit Risk+ von Credit Suisse First Boston zu erwähnen. Das Ziel dieses Vorhabens ist der Vergleich von alternativen Risikomaßen und Absicherungsstrategien im Zusammenhang mit Kreditrisiko-behafteteten Finanztiteln. Dieser Vergleich dürfte sowohl für Fragen des internen Risikomanagements der Banken, als auch für Fragen der Bankenaufsicht nützlich sein.

Modellierung von Liquiditätsabschlägen: Die klassische Theorie der Finanztitelbewertung basiert auf dem Paradigma kompetitiver Finanzmärkte. Letzteres besitzt zwei implizite Annahmen: (1) Marktteilnehmer agieren als Preisnehmer. Sie glauben, dass sie beliebig viele Anteile eines Wertpapiers kaufen bzw. verkaufen können ohne dabei den Preis zu verändern. (2) Unlimitierte Kauf- bzw. Verkaufsaufträge können sofort ausgeführt werden. Das Fehlen dieser Modellbedingungen in realen Märkten wird gemeinhin als Liquiditätsrisiko bezeichnet. Seine Bedeutung wurde insbesondere im Gefolge der Asien-Krise und der Krise um den Hedge-Fonds LTCM im Sommer und Herbst 1998 sichtbar. Nennt man nun den Preis für eine Wertpapiereinheit "Marktpreis", so ist dieser deutlich verschieden vom "Liquidationspreis" bei größeren Verkaufstransaktionen. Der Zweck dieses Forschungsvorhabens besteht darin, diese Preisdifferenz- auch Liquiditätsabschlag genannt- zu quantifizieren. Daraus können dann Implikationen für die Bestimmung des Value at Risk (VaR) bzw. für aufsichtsrechtliche Regelungen zur Marktgerechtigkeitsprüfung von Preisen abgeleitet werden.